Karl Wolffsohn: Pionier des sozialen Unternehmertums

"Karl Wolffsohn war nicht nur ein Pionier der Filmtheaters, sondern auch des sozialen Unternehmertums." Michael Wolffsohn spricht über seinen Großvater, den Gurlitt-Fall, die Notwendigkeit einer Versöhnung und den neuen Rechtstrend in Europa. Interview mit dem "neuen deutschland", erschienen am 31. Mai 2014.

 


Rescha ist nicht Rezach

Am 8. Mai wurde vor dem Sitz der Redaktion des "neuen deutschland" in Berlin am Franz-Mehring-Platz 1 eine Stele neu eingeweiht. Sie erinnert nun nicht nur an das sich hier einst befindende Varieté »Plaza« und dessen Begründer, den am 8. Mai 1944 im KZ Sachsenhausen ermordeten Jules Marx, sondern auch an den Mitgründer und Miteigentümer Karl Wolffsohn, der von den Nazis enteignet und in die Emigration gezwungen worden war. Dies verdankt sich einem Vorschlag des Enkels, Michael Wolffsohn (Jg. 1947), der an der Einweihung teilnahm. Mit dem Historiker, bis 2012 Dozent an der Universität der Bundeswehr in München, sprach bei dieser Gelegenheit Karlen Vesper.

Professor Wolffsohn, in Ihrer Rede bedankten Sie sich explizit bei der Linken, die Ihren Vorschlag "unverzüglich geprüft, aufgegriffen und in Windeseile in die Tat umgesetzt hat". Haben Sie anderweitige, negative Erfahrungen gemacht?

Ja. Das Berliner Landesdenkmalamt habe ich zeitgleich gebeten, je eine Gedenktafel an zwei anderen Wirkungsstätten von Karl Wolffsohn anzubringen: in der Friedrichstraße 225, wo der Verlag "Lichtbildbühne" meines Großvaters sein Domizil hatte, sowie an der Ecke Fugger-Straße/Martin-Luther-Straße, an der sich ein weiteres, von Karl Wolffsohn mitbegründetes und mitbetriebenes Varieté, die "Scala", befand. Das Amt hat bis dato nicht geantwortet.

Dies ist allein aus zwei Gründen unverständlich: Einerseits könnte Berlin sich mit einem Avantgardisten des in den 1920er Jahre aufgekommenen neuen Mediums Kino schmücken, andererseits in der Nazi-Zeit begangenes Unrecht wiedergutmachen.

Karl Wolffsohn war nicht nur ein Pionier der Filmtheaters, sondern auch des sozialen Unternehmertums. Er betrieb Großkinos in Berlin und Essen, die »Lichtburg« hießen. Kino war damals das Theater des »kleinen Mannes«. Und auch das «Plaza« wurde bewusst im Berliner Arbeitermilieu, am Ostbahnhof, angesiedelt. Es bot spektakuläre Unterhaltung auf hohem Niveau zu Preisen, die sich auch Leute mit kleinem Geldbeutel leisten konnten. Karl Wolffsohn war ein sozialer Unternehmer, wie man ihn sich auch heute wünschte. Er wusste, dass Eigentum verpflichtet. Davon zeugt auch die Gartenstadt Atlantic im Berliner Wedding, eine soziale, aber rein privat finanzierte Wohnanlage, deren Eigentümer er war. Nachdem 1934 »Scala« und »Plaza« von den Nazis »arisiert« waren, drohte Gleiches der Gartenstadt. In der Gestapozelle, in so genannter Schutzhaft, musste Karl Wolffsohn seine Anteile „arischen“ Freunden verschenken. Sie versprachen ihm, sie würden ihm diese nach dem »Dritten Reich« zurückgeben. Was nicht geschah.

Ihr Großvater strebte nach seiner Rückkehr nach Deutschland einen Prozess auf Rückerstattung geraubten Eigentums respektive Entschädigung an - erfolglos.

Der Bundesgerichtshof entschied 1962, dass die Enteignung wirtschaftlich und nicht politisch bedingt gewesen wäre. Der »Arisierung« ging jedoch die Besetzung der Geschäftsräume der »Scala« und »Plaza im Frühjahr 1934 durch die SA voraus. Karl Wolffsohn hat das Urteil nicht mehr miterlebt. Er starb 1957. Der Prozess hat ihn seiner letzten Kräfte beraubt. Statt Recht bekam er einen Herzanfall nach dem anderen. Auch mein Vater Max Wolffsohn resignierte schließlich im oder, wenn Sie wollen, am Rechtsstaat.

Und warum haben Sie nie einen neuen Prozess angestrebt? Die Aussicht auf Entschädigung dürfte jetzt besser sein als vor fünf Jahrzehnten.

Weil ich für mein Glück nicht mehr Eigentum brauche. Ich habe genug, um meine Existenz und die meiner Familie zu sichern. Mehr als genug brauche ich nicht. Karl Wolffsohn, in der Weimarer Republik wohlhabend und begütert, kehrte als armer Mann aus dem Exil zurück. Ich erinnere mich, dass er fest davon überzeugt war: Wenn die Ufa zahlt, wird es uns wieder besser gehen. Aber die Ufa, die zum Beispiel die Essener Lichtburg arisiert hatte, zahlte keinen Pfennig.

Für das Gedenken an Ihren Großvater im öffentlichen Raum setzen Sie sich ein, aber das haarsträubende Urteil von 1962 wollen Sie nicht korrigieren?

Ich habe mit diesem Kapitel abgeschlossen. Ich war zehn, als mein Großvater starb. Erst vor vierzehn Jahren begann ich, mich intensiver mit der Familiengeschichte zu befassen und die Dokumente zu studieren. Denn als Historiker weiß ich: Zeitzeugen können irren, Quellenkritik gehört zu meinem Handwerk und ist auch und gerade nötig, wenn es die eigene Familie betrifft. Ich habe in den Akten der Dresdner Bank - auch die war ein Hauptprofiteur der »Arisierung« der Unternehmen von Karl Wolffsohn -, die Familienerinnerung bestätigt gefunden. Mir ist es wichtiger, dass das Unrecht aus der nationalsozialistischen Zeit publik gemacht wird, als selbst vor Gericht Recht zu bekommen. Zumal ich weiß, dass Recht weder zu Gerechtigkeit noch zu innerem Frieden führt. Rückgabe oder Entschädigung reißen alte und neue Wunden auf.

Es ist sehr honorig, dass Sie auf Ihr Erbe oder Ansprüche aus dem Erbe verzichten. Nun haben Sie sich aber auch im Fall der Gurlitt-Sammlung gegen die Rückgabe einzelner Werke an deren vormalige Eigentümer gewandt - und stehen damit auf ziemlich einsamen Posten. Können Sie das verstehen?

Ich weiß, viele meiner Freunde, ob jüdisch oder nicht, halten das für falsch. Nicht nur meine Familie wurde in Nazideutschland beraubt und hat juristisch miserable Erfahrungen in der Bundesrepublik gemacht. Daran muss auch immer wieder erinnert werden, um künftiges Unrecht oder künftige Ungerechtigkeit zu verhindern.

Das Gedenken ist mir wichtiger als das Haben. Daher bin ich sehr dankbar, dass der Verlag »neues deutschland« Karl Wolffsohn auf der Stele ehrt. Und würde mich über weitere Ehrungen in Berlin freuen. Das ähnelt dem Grundgedanken des alttestamentlichen Kainszeichens. Ich bin sehr stark jüdisch-religiös geprägt, ohne ein synagogaler Mensch zu sein. Kain, der Brudermörder, ist durch das Kainsmal als Mörder gezeichnet. Zugleich aber schützt ihn das Kainszeichen vor Verfolgung. Es muss eine Befriedung stattfinden, auch wenn sie rechtlich unzureichend und auch ungerecht ist. Das ist die Botschaft der biblischen Kains-Geschichte.

Außerdem gibt es ein biologisches Problem. Die Beraubten und Enteigneten leben größtenteils nicht mehr. Die Nachfahren der Opfer wie auch der Täter sind nicht ihrerseits Opfer und Täter. Wenn wir ein besseres Gemeinwesen wollen, egal ob in Deutschland oder anderswo, müssen die Nachfahren zusammenarbeiten, bei aller ideologischen Pluralität. Das halte ich für nötig und machbar, als Historiker wie auch als Zeuge tiefer Verletzungen.

Sind Sie von Verletzungen der Shoah noch persönlich geprägt, obwohl Sie nach dem Krieg geboren wurden?

Ja, aber nur indirekt. Ich bin eben kein Opfer der Shoah, sondern ein Nachfahre von Holocaust-Überlebenden. Gott sei Dank. Der innere Friede ist ein hohes Rechtsgut. Deshalb gibt es ja auch die Rechtsinstitution der Verjährung. Sie ist notwendig, weil das Unrecht der Vergangenheit, in die Gegenwart verlängert, nur neue Verletzungen bewirkt, im materiellen und ideellen Sinne. Das sehen wir an der Diskussion um Raubkunst. Es ist Zeit für Versöhnung.

Dieser Gedanke lag auch der Wahrheitskommission von Mandela und Desmond Tutu in Südafrika zugrunde.

Ich habe mich intensiv mit Vergangenheitsbewältigungen in der Menschheitsgeschichte auseinandergesetzt. Das Modell der Wahrheitskommissionen ist großartig. Die Wahrheit kommt auf den Tisch, aber es wird Unrecht nicht verrechnet. Egal, wie man Unrecht zu verrechnen versucht, es wird immer ungerecht zugehen.

Sind Rückgabeforderungen, wie im Falle der Gurlitt-Sammlung, ungerecht?

Sie sind gerecht und man ist dabei, sie als Recht zu setzen. Nachträglich, was sehr problematisch ist. Die Überlebenden des Holocaust und die direkten Nachfahren, die in bitterster Armut leben, sollten eine großzügige materielle Entschädigung erhalten. Aber nicht die dritte und vierte Generation, die sich ein eigenes Leben aufgebaut hat.

Sollte es nicht jedem anheim gestellt bleiben, ob er wie Sie Verzicht übt oder nicht?

Jeder Rechtsstaat braucht Regeln, und an die müssen sich alle halten. Natürlich kann ich niemandem vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat. Ich fühle mich aber bestätigt durch all das böse Blut, das bereits geflossen ist und noch fließt, endlose Streitigkeiten, die in und außerhalb von Gerichtssälen ausgetragen werden und nur Unfrieden stiften. Ich plädiere daher für moralische Sühne plus Gedenken und gesellschaftliche Versöhnung. Und jeder, dem das Sein wichtiger oder zumindest ebenso wichtig ist wie das Haben, wird mir zustimmen.

In einer materiell ausgerichteten, von Egoismen diktierten Gesellschaft dürften Sie schwerlich Anhänger finden?

Das ist ein alter Menschheitskonflikt: Die meisten Menschen wollen immer nur noch mehr haben und wissen gar nicht, was ihr Sein ist – individuell wie kollektiv. Ich habe ich aus meiner Familiengeschichte gelernt, dass das menschliche Sein nicht vom Haben abhängt. Ein konkretes Beispiel: Bei meinen Großeltern Karl und Recha Wolffsohn war ein Ehepaar beschäftigt. Obwohl es »Ariern« im Dritten Reich verboten war, für Juden zu arbeiten, haben beide für meine Großeltern bis zu ihrer Flucht nach Palästina, 1939, weiter gearbeitet. Als sie 1949 zurückkamen, hat dieses Hausmeister-Ehepaar seine Anderthalb-Zimmer-Wohnung mit meinen Großeltern geteilt. Das finde ich phänomenal. An der einstigen Wohnung des Ehepaares in der Gartenstadt Atlantic haben wir eine Gedenktafel anbringen lassen, wo dieser Edelmut beschrieben wird. Es kommt eben aufs Menschliche an. Dieses bewundernswerte Paar hat die »ehemaligen Herrschaften« in der Not aufgenommen. Das Menschsein im Menschen zu erkennen ist viel wichtiger als ein dickes Bankkonto.

Wie menschlich ist die Bundesrepublik?

Es gibt kein Paradies auf Erden. Alles ist relativ. Historisch betrachtet leben wir im besten Deutschland aller Zeiten und weltweit betrachtet geht es uns gold. Das heißt nicht, dass jedermann und jederfrau zufrieden ist. Auch dafür hat die Bibel eine Urbotschaft. Nämlich in der Geschichte der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Wir träumen von der Rückkehr ins Paradies, aber wir werden nie dort hinkommen.

Utopia, das Land Nirgendwo.

Utopia ist die säkularisierte Form der Paradies-Geschichte. Wir träumen von der bestmöglichen Welt, die sich jeder individuell, gruppen- oder parteibezogen anders ausmalt. Wir müssen daran arbeiten, uns dem Ideal nähern, jeder für sich, jede Partei, jede Gruppierung für sich und so doch irgendwie gemeinsam.

Macht Ihnen der Rechtstrend und starker Antisemitismus in Deutschland wie in Europa, ob in Frankreich oder der Ukraine, in Holland oder Ungarn Angst?

Lassen wir die Kirche im Dorf. Diese mir natürlich verhassten Rechten stehen nicht vor den Toren der Macht. Mir wären null Prozent Antisemitismus am allerliebsten, aber ich bin Realist: Antisemitismus gab es immer und wird es, fürchte ich, immer wieder geben. Auch dort, wo keine oder nur wenige Juden leben, wie beispielsweise in Japan. Antisemitismus ist ein gesellschaftlicher Mechanismus, der sich für vieles eignet, so in Japan als Instrument einer Amerika-kritischen, teilweise gar Amerika-feindlichen Haltung. Denn die Juden spielen vermeintlich eine wichtige Rolle in der US-amerikanischen Politik. Das klassische Muster: »Die Juden sind an allem schuld.« Absurd.
Rechtsextremismus und Antisemitismus sind Teil der europäischen Geschichte und Gesellschaft. Wenn man Umfragen Glauben schenken kann, dann befindet sich die Bundesrepublik eher im Spitzenfeld der toleranteren Staaten. Natürlich sind gerade mir als Nachfahre jüdischer Naziopfer 15 bis 20 Prozent Antisemiten zu hoch.
Zu Ungarn: Ich war gerade in Budapest, wegen meiner Beratertätigkeit für das Holocaust-Mahnmal im ehemaligen Josefstädter Bahnhof, das an die Deportation der ungarischen Juden in die Vernichtungslager erinnern soll. Was ich in Ungarn erlebe unterscheidet sich von dem, was der ungarischen Regierung andauernd und zu Unrecht vorgeworfen wird. Die Orban-Partei mag vielen missfallen, aber sie ist nicht antisemitisch. Anders ist es mit Jobbik, aber Jobbik ist nicht Orban.

Orbán lässt ein monumentales Denkmal in Erinnerung an den 19. März 1944 errichten, an den Tag des Einmarsches der deutschen Wehrmacht. Ungarn will sich als Opfer stilisieren, obgleich man jahrelang an der Seite Nazideutschlands stand. Und Ungarns Pfeilkreuzler halfen mit bei der Deportation der ungarischen Juden.

Die Pfeilkreuzler haben die Macht erst im Oktober 1944 übernommen. Und das Horthy-Regime, ein bekannter- und bekennendermaßen antisemitisches Regime, hat sich an der Vernichtung der Juden nicht beteiligt. Im April 1943 gab es eine makabre Auseinandersetzung zwischen Horthy und Hitler auf Schloss Kleßheim bei Salzburg. Hitler beklagte sich bei Horthy, dass er nicht aktiv die »Endlösung der Judenfrage« betreibe, woraufhin jener sagte: Er habe alles getan, was man »anständigerweise als Antisemit« tun könne, aber an der Vernichtung von Juden würden er und sein Regime sich nicht beteiligen.
 
Es gibt einen Unterschied zwischen dem klassischem Antisemitismus und dem nationalsozialistischen. Einerseits Diskriminierung, schlimm, ganz schlimm; andererseits die "Liquidierung", ein ungeheures Verbrechen. Im Jüdischen, auf jiddisch, nennt man den klassischen Antisemitismus "Risches". Das kommt von "Rescha", Bosheit. Der klassische Antisemitismus, die Ausgrenzung auch mit Gesetzen, Risches, ist schrecklich, aber er ist nicht "Rezach", also Mord.

Vor ein paar Jahren forderte ein Abgeordneter der Regierungspartei Fidesz, dass Parlamentarier, die jüdischer Herkunft seien, zahlenmäßig erfasst werden.

Einer ist nicht "die Ungarn" oder "die" Partei xyz. Meine wissenschaftliche Verpflichtung ist es - und das ist auch unser aller ethische Verpflichtung -, zu differenzieren. Es gibt nicht "die Juden", "die Deutschen", "die Ungarn"… Im gesamten Herrschaftsbereich der deutschen Wehrmacht gab es Kollaborateure, willige Vollstrecker. Ein Thema, das von vielen europäischen Staaten, wenn überhaupt, sehr spät und zaghaft aufgegriffen wurde. Die Niederlande profitieren von dem fantastischen Mut des Ehepaares, das die Familie von Anne Frank versteckte. Obwohl nachgewiesenermaßen die Kollaborationsrate in den Niederlanden am höchsten gewesen ist, zeichnen "die Niederlande" das Selbstbildnis eines Nur-Opfers. Österreich betrachtet sich gerne als erstes Opfer des nationalsozialistischen Deutschlands und verdrängt die Bilder vom Anschluss 1938, auf dem Heldenplatz in Wien, als Massen Hitler zujubelten.

Anfang der 90er Jahre verschlug es mir die Sprache, als ein Taxifahrer zu mir sagte: "Es wird Zeit, dass Österreich sich wieder Deutschland anschließt."

Ich hatte in Thailand einen Taxifahrer, der mir von Adolf Hitler vorschwärmte, als er erfuhr, dass ich aus Deutschland bin.

Befürchten Sie eine stärkere Präsenz der Rechten im Europaparlament?

Ich befürchte es. Aber sie bekommt nicht den Auftrag, Pogrome gegen Minderheiten zu einzuleiten. Ernst nehme ich aber diese klare Botschaft: Die etablierten Parteien haben sich, aus welchen Gründen auch immer, den vorhandenen Sorgen des »kleinen Mannes« nicht genügend angenommen. Wir haben in ganz Westeuropa riesige Probleme mit der Integration der Neubürger. Die Überzuckerung von Problemen hilft nicht. Die Themen müssen aufgegriffen werden, und das haben die etablierten Parteien weitgehend nicht gemacht. Auch die Linke ist nicht die Vertreterin der wirklichen Interessen des kleinen Mannes. Also bleibt als einzige Proteststimme die rechte. Das missfällt sicher Ihnen und den meisten Ihrer Leser. Aber, obwohl wir – Sie und ich – durchaus gravierend unterschiedliche Positionen vertreten, vereint uns doch die Distanz zum Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart.
 
Man muss sich überlegen: Wer ist der übergeordnete Gegner oder gar Feind? Das haben wir im Zweiten Weltkrieg beispielhaft erlebt. Die Westalliierten waren genau so wenig beglückt über die Allianz mit dem Kommunismus, die man geschmiedet hat, um Hitler zu bekämpfen, wie umgekehrt Stalin und die Sowjetunion. Trotz ideologischer Differenzen kann und sollte man erst recht heute, unter günstigeren Voraussetzungen, Bündnisse schließen. Es muss ja nicht Liebe sein. Es gibt Vernunftehen.

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