AfD nicht "heiße Eisen" überlassen

Michael Wolffsohn warnt Kirchen und Politik davor, der AfD die "heißen Eisen" zu überlassen.

Mit ihrer aktuellen Kritik an einer Politisierung der Kirchen zum Beispiel greife sie ein Thema "sehr geschickt auf", sagte Wolffsohn am 12. Juni 2019 im Deutschlandfunk. Ähnlich sei es bei Themen wie Antisemitismus, Islamkritik oder Israelkritik: "Auch wenn wir mit den Antworten der Partei nicht einverstanden sind - sie fasst die heißen Eisen an, anders als andere, und punktet damit."

Nicht-Einladung zum Evangelischen Kirchentag schafft Märtyrer

In dem Interview kritisieren Wolffsohn und der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, die Nicht-Einladung von AfD-Vertretern zum bevorstehenden deutschen Evangelischen Kirchentag. "So schafft man Märtyrer", sagte Wolffsohn. "Ein großartiger Propagandaerfolg, den die AfD der EKD oder den Organisatoren des Kirchentags zu verdanken hat."

Claussen berichtete, dass der Ausschluss auch in der EKD "sehr strittig diskutiert" werde: "Ich fand diesen Beschluss auch nicht gut, viele andere auch nicht. Aber da ist der Kirchentag eine eigenständige Organisation." Auf der anderen Seite wolle man aber auch bei solchen großen und wichtigen Veranstaltungen "keine Holocaust-Relativierer auf die Bühne bitten".

Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 19. bis zum 23. Juni in Dortmund statt. Im Unterschied zum Kirchentag in Berlin 2017 und zum Katholikentag 2018 in Münster sind AfD-Vertreter diesmal nicht eingeladen.

AfD: Evangelische Kirche paktiert mit den Mächtigen

Am 11. Juni 2019 hatten verschiedene AfD-Landtagsfraktionen der evangelischen Kirche vorgeworfen, einseitig zu politisieren und "mit dem Zeitgeist und den Mächtigen" zu paktieren. Zugleich würden Vertreter ihrer Fraktion wie jetzt auf dem anstehenden Kirchentag ausgegrenzt, erklärte der Thüringer Fraktionsvorsitzende Björn Höcke in Berlin.

Die evangelische Kirche solle Seelsorge betreiben und die Frohe Botschaft verkünden, statt selbst einseitig Politik zu betreiben, meinte Höcke weiter. Als jüngstes Beispiel nannte er den Besuch des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm in Italien. Der evangelische bayrische Landesbischof hatte dort ein beschlagnahmtes Seenot-Rettungsschiff besucht und die italienische Flüchtlingspolitik kritisiert.

Interview: Andreas Main

Zum Beitrag des DLF geht es hier

Als Quellen für diesen Beitrag wurden benutzt: Kathpress.at und ZDF.de

 

 

 

 

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