Karwendel-Kaserne oder Klaus-Reinhardt-Kaserne?

Im oberbayerischen Mittenwald wird darüber diskutiert, ob eine Kaserne nach dem ehemaligen Bundeswehr-General Klaus Reinhardt umbenannt werden soll. Hier mein Offener Brief zum Thema an den Verteidigungsminister.

Sehr geehrter Herr Bundesminister Pistorius,

das Hick-Hack „Karwendel-Kaserne oder Klaus-Reinhardt-Kaserne?“  ist Ihnen gewiss bekannt.

Es steht mir auch nicht zu, mich in die Entscheidung des Gemeinderates einzumischen. Schon gar nicht von außen.

ABER: Dass General Klaus Reinhardt, ein persönlicher Freund, durch und durch ein Ehrenmann, Demokrat par excellence, ehemals bewährter Chef der Inneren Führung, auch nur andeutungsweise im Zusammenhang mit General Ludendorff und dem NS-überzeugten General Ludwig Kübler genannt wurde, kann ich und will ich nicht akzeptieren.

Ich bin ein deutschjüdischer Patriot und weiß um die Bedeutung persönlicher Vorbilder. Zivilisten ebenso wie und erst recht Militärs. Deshalb ist es wichtig, Kasernen Namen von Vorbildern zu geben. Nichts gegen das wunderschöne Karwendelgebirge, aber bei einer Kaserne sind Militär und Vorbilder das Thema, nicht Landschaftsbezeichnung, Tourismus- oder andere Werbung.

Das Karwendelgebirge ist eine „vorbildliche Landschaft“, aber bietet – warum wohl? – keine persönlichen Vorbilder. Hier haben Lokalpolitiker ganz einfach keine Zivilcourage und geben unausgesprochen vor, dass Militär in diesem Tourismus-Paradies eben doch ein Fremdkörper wäre. Aber die wirtschaftlichen Vorteile des Bundeswehr-Standortes nimmt man gerne. Mit solchen Freunden in der Heimat braucht die Bundeswehr keine Gegner mehr.

Ich nehme an und hoffe, dass Sie sich der Sache persönlich annehmen. Sie haben Zivilcourage und Sie stehen nicht nur ökonomisch zur Bundeswehr.

Bestehen muss ich jedoch und sollte die Bundeswehr, also SIE, auf einer öffentlichen Entschuldigung derjenigen, die General Dr. Klaus Reinhardt im Zusammenhang mit Ludendorff und Kübler nannten.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Wolffsohn

München, 30. Juni 2024

Bericht der Mittenwalder Nachrichten (aus dem Verlag des Münchner Merkurs) vom 28. Juni 2024
 

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