Eine neue Ordnung im Nahen Osten
Theoretisch war die Strategie der Hamas genial, sie hat aber nicht funktioniert.
Mit dem Angriff vom 7. Oktober 2023 wollte Hamas-Chef Yahya Sinwar einen Mehrfrontenkrieg gegen Israel lostreten, an dem sich die Hisbollah-Miliz im Libanon, iranisch unterstützte Milizen in Syrien, Huthi-Rebellen in Jemen, der Iran als Drahtzieher, militante Gruppen im Westjordanland und arabische Israelis beteiligen sollten. Doch diese Strategie hat sich als Bumerang erwiesen. Es ist erkennbar ein neuer Naher Osten entstanden, in dem die sunnitischen Staaten, allen voran Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, auf israelischer Seite im Krieg gegen den Iran eingegriffen haben. Ein klares Zeichen dafür war das Abschießen der auf Israel abgefeuerten Raketen im April und Oktober 2024.
Es wird oft davon gesprochen, dass die Normalisierung mit Saudi-Arabien wegen des israelischen Vorgehens in Gaza passé sei. Das ist nicht richtig. Faktisch gibt es eine Normalisierung mit den sunnitischen Staaten, und der Zeitpunkt wird kommen, dass diese auch formal geschlossen wird. Das bedeutet, dass es eine ganz neue Ordnung im Nahen Osten gibt, die es vor dem 7. Oktober 2023 nicht gab und die ganz eindeutig zugunsten Israels arbeitet.
Phoenix - Unter den Linden, 19. Mai 2025
Michaela Kolster diskutiert mit dem Islamwissenschaftler und Nahost-Experten Guido Steinberg und Michael Wolffsohn